Wir sind ein kleiner bäuerlicher Obstbaubetrieb mit Schwerpunkt Streuobst inmitten der Oberpfalz am Rande des Bayerischen Waldes. Was an sich abenteuerlich kling – Obstbau in der rauen und kalten Oberpfalz, in der der böhmische Wind beständig weht – ist vor dem Hintergrund der aktuellen Klimaerwärmung dann doch nicht so abwegig.
Nach unserem Studium der Landwirtschaft an der Fachhochschule Weihenstephan und dem Abschluss als Diplom-Agraringenieur(in) verschlug es uns erstmal in ganz andere Bereiche und z.T. andere Länder im Bereich Vertrieb.
Nach der Hofübergabe im Jahr 2003 ruhte der landwirtschaftliche Betrieb erst einmal. Im Jahr 2006 haben wir mit dem Neubau unseres Hauses endgültig Wurzeln geschlagen – im Falle von mir (Martin Mayr) musste eine Verpflanzung aus seiner ursprünglichen Heimat vorgenommen werden: aus einem Oberallgäuer wurde ein Oberpfälzer, zumindest geographisch.
Unser Ziel war immer, aus den vorhandenen Möglichkeiten das Beste zu machen. Im Jahr 2010 nahmen wir einen Teil der Flächen, die bis dato verpachtet waren, wieder in die Eigenbewirtschaftung. Seitdem bewirtschaften wir die landwirtschaftlichen Flächen ohne jegliche Zugabe von Dünger oder Pflanzenschutz.
Im gleichen Jahr haben wir auch damit begonnen, eine Streuobstwiese anzulegen. Zu dieser Zeit waren (und sind) wir nicht in der Gebietskulisse des Vertragsnaturschutzprogramms. Auch die Fördermaßnahmen des Bayerischen Kulturlandschaftsprogramms (KULAP) waren zum damaligen Zeitpunkt ausgesetzt, die Schwerpunkte der Staatsregierung waren noch anders gesetzt. Somit haben wir sozusagen "nur" auf privater Basis einen Vertrag mit der Natur abgeschlossen.
Wie sich die Zeiten doch so schnell ändern! Jetzt sind Begriffe wie Artenvielfalt, Nachhaltigkeit, Natur und Umwelt in aller Munde.
Ausschlaggebend für die Neuanlage der Streuobstwiese im Jahr 2010 war das sich verändernde Landschaftsbild. Die frühere Kulturlandschaft mit landschaftsprägenden Strukturelementen wie Hecken und Bäumen zeichnet sich nunmehr durch einen Rückgang an Sorten und Arten aus.
Unser eigentliches Ziel dieses auf Generationen ausgelegten Projektes ist es, ein Stückchen dieser alten Kulturlandschaft zu erneuern und damit die Sorten- und Artenvielfalt wieder zu vermehren, das Landschaftsbild wieder abwechslungsreicer und damit "augen- und ohrenfreundlicher" zu gestalen und Interesse bei Jung und Alt zu wecken für die große Sortenvielfalt bei Obstgehölzen.
Mithin ist es für uns eine "Entschleunigung" der Landwirtschaft durch die Generationen umfassende Lebensdauer.
Wir wollen die Früchte aber auch nutzen und verwerten: mit diesem Pfund (Artenvielfalt, Naturschutz und -förderung) wollen wir uns ein zweites oder drittes Standbein schaffen (Mosterei, Saftherstellung).
Seit 1.1.2015 sind wir EU-biozertifiziert und nehmen Teil an den wieder eingeführten Fördermaßnahmen des KULAP (Streuobst und ganzheitlicher Biobetrieb). Ein Jahr später erfolgte die Zertifizierung nach den Naturland Richtlinien.
Besonders die Streuobstwiese entwickelt sich nach unseren Vorstellungen in Richtung einer artenreichen und für Flora und Fauna abwechslungsreichen, extensiv genutzten Fläche.
Wie schon erwähnt haben wir die Streuobstwiese 2010 angelegt. Das Besondere daran ist, dass die ca. 30 Birnen- und ca. 150 Apfelbäume (Hochstamm) alle eine andere Sorte sind. Daneben haben wir eine ganze Reihe von anderen Obstarten (Kirsche, Pflaume, Zwetschge, Quitte u.a.) und vielen Wildfrüchten (Mispel, Maulbeere, Elsbeere, Speierling, Vogelbeere, Holunder, Kornelkirsche, Mehlbeere, Haferpflaume, Sanddorn, Walnuss, Faulbaum...) gepflanzt. Ergänzt wird die Arten- und Sortenvielfalt durch die allgemein üblichen Obstarten (aber auch hier wieder mit unterschiedlichen Sorten) wie Brombeeren, Heidelbeeren, Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, Jostabeeren, Maibeeren, Tafeltrauben). Daneben gibt es noch ein paar Exoten wie Nordische Zitrone, Kiwi, Pfirsich oder Esskastanie.
Eine besondere Naturschutzleistung neben der Förderung der Arten- und Sortenvielfalt ist der Verzicht auf der auch im Bioanbau zugelassenen Pflanzenschutz- und Düngemaßnahmen (außer Grasschnitt und Mulchmaterial rund um die Bäume) und die Bereitstellung von Rückzugs- und Brutmöglichkeiten für Tiere (Dachs, Fuchs und Hase, Heckenbrüter, Igel, ...) und Aufsitzstangen für die Mäusebussarde und die späte Nutzung des Wiesenschnitts (Mitte/Ende Juni und Mitte/Ende September).
So tummeln sich beispielsweise jedenfalls jede Menge Mäusebussarde, Falken, Habichte, Sperber, Rotmilane, Stare, Rabenkrähen, Elstern, Bunt- und Grünspechte, Gimpel, Goldammern, Sperlinge, Amseln, Drosseln, Meisen, Schwalben, manchmal auch eine Rebhuhnfamilie und Fasane auf unserer Fläche.
Bei der Bestimmung der Insekten wird es etwas schwieriger: ganz viele unterschiedliche Hummelarten sind jedoch zu sehen, daneben viele Schmetterlingsarten, (Wild-(Bienen und andere Insekten.
Die Artenvielfalt der Pflanzen zeigt sich im Vorkommen von Frauenmantel, Ferkelkraut, Großer Wiesenknopf, Vogelwicke, Schafgarbe, Gänseblümchen, Spitzwegerich, Hahnenfuß, verschiedene Kleearten (Weiß, Rot, Perser, Bockshorn, Inkarnat, Horn, Gelb, Alexandriner), Esparsette, Luzerne, Ehrenpreisarten (Thymian, Feld), Gräser (...), Ringelblume, Malve, Kornblume, Klatschmohn, Kamille, Wiesenkerbel, Beifuß, Löwenzahn, Winterkresse, Flockenblume, Wegwarte, Dost, Wiesenpippau, Wilde Karde, Gewöhnlicher Natternkopf, Wilde Möhre, Labkraut, Bärenklau, Braunelle, Nelkenarten (weiß und rot), Rainfarn, Fenchel und Kümmel.
Führungen durch die Streuobstwiese und Informationen zur Streuobstwiese allgemein finden im Rahmen der Arbeit mit dem Gartenbau- und Ortsverschönerungsverein Neukirchen-Balbini für Kinder und Erwachsene jährlich statt (Martin Mayr ist Vorsitzender des GOV)
Ausbildung zum Dipl.Ing. (FH) Landwirtschaft - Eva Spießl-Mayr, Martin Mayr
Ausbildung Gartenpfleger auf Landesebene des Landesverbandes für Gartenbau und Landespflege (Prüfung 2017) - Martin Mayr
Naturland wurde 1982 gegründet und fördert den ökologischen Landbau weltweit. Aktuell bewirtschaften 65.000 Naturland Erzeuger in fast 60 Ländern der Welt nach den Richtlinien des Verbands. Neben der Landwirtschaft hat Naturland auch mit der Entwicklung von Richtlinien zur ökologischen Waldnutzung, zur ökologischen Aquakultur und zum nachhaltigen Fischfang Pionierarbeit geleistet.
Sozialstandards sind integraler Bestandteil der Naturland Zertifizierung. Darüber hinaus gibt es das Naturland Fair Zeichen – eine Zusatzzertifizierung, die Öko & Fair in einem Logo vereint. Auch an vielen anderen Stellen gehen die Naturland Richtlinien über die Vorschriften der EU-Öko-Verordnung hinaus.
Naturland versteht Nachhaltigkeit ganzheitlich als Verantwortung für Mensch, Tier und Umwelt. Naturland Bauern müssen ihren Hof deshalb immer komplett auf Öko umstellen. Ein Nebeneinander von ökologisch und konventionell bewirtschafteten Betriebsteilen ist – anders als bei EU-Bio – nicht erlaubt. Auch in anderen Bereichen sind die Naturland Richtlinien oft strenger als die EU-Öko-Verordnung. Doch stehen die Bauern bei der Umsetzung dieser Richtlinien nicht alleine da: Die enge Betreuung der Erzeuger durch die Experten der Naturland Fachberatung ist ein zentrales Element der Qualitätssicherung bei Naturland – zusätzlich zur Öko-Kontrolle durch unabhängige Prüfinstitute.
Eva Spießl-Mayr
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